Vom Schofar zur Posaune
In der jüdischen Bibel (unserem Alten Testament) lesen wir von der Bedeutung des Widderhorns (Schofar), das bis heute am jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana und am grossen Versöhnungstag Jom Kippur geblasen wird. Ursprünglich ein militärisches Signalhorn (vgl. die Eroberung von Jericho; Josua 6,4-20), kam dem Schofar bald symbolische Bedeutung zu: Das Widderhorn verkündet die Befreiung von Gefangenen (3. Mose 25,9-10) und ist Zeichen der Offenbarung Gottes (2. Mose 19,16).
Martin Luther, der Reformator und Bibelübersetzer, übersetzte Schofar mit dem Wort Posaune, das im frühen 16. Jahrhundert noch nicht das uns heute bekannte Zug-Blasinstrument bezeichnete, sondern ein Sammelbegriff für Blasinstrumente war.
Das Instrument, das wir heute als (Zug-)Posaune kennen, hiess ursprünglich "burgundische Pfeyffe" und stellte im 16. Jahrhundert eine bewunderte musikalische Innovation dar, weil der "Zug" ermöglichte, auf einem Blechblasinstrument die gesamte chromatische Tonleiter zu spielen. Die Pumpventile, mit denen heute alle übrigen Blechblasinstrumente ausgestattet sind, wurden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfunden.